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Tourenbericht:
Klettertour Tomligrat (Pilatus)

Wie der Tomli zur Gerstel wurde!

Zuerst einmal - der Tomli ist ein Grat und die Gerstelflue eine Fluh, wo liegt da der Unterschied?
Ganz richtig, der Tomligrat ist männlich und die Gerstelfluh ist weiblich. Es gibt da aber noch andere Unterscheidungsmerkmale! Unter einem Grat versteht man einen scharfen, sehr schmalen Kamm in der Gipfelregion und unter einer Fluh versteht man einen steilen Felsabsturz oder auch einfach eine Felswand. Nun ist es tatsächlich so, dass eine Fluh auch einen Grat haben kann. Also, bei der Gerstelfluh ist es tatsächlich so, dass sie auf ihrem Haupte einen Grat hat und um das Verwirrspiel komplett zu machen noch eine Bemerkung - man spricht von der Gerstelflue, aber vom Gerstel in der männlichen Form, was sich auf Berg bezieht.

Jetzt denkt ihr, warum schreibt da einer eine langweilige, nicht endend wollende Geschichte über geographische Begriffe, wo es doch um eine Bergtour auf den Tomligrat ging. Spannende Bergsteigergeschichten, das wollen wir! Also zur Sache - Petrus hat uns Schlechtes beschert. Andi Davos musste infolge der Wettervorhersagen die Tour auf den Pilatus absagen. Es wäre unverantwortlich gewesen, sich bei solchen Witterungsbedingungen auf eine Bergtour zu wagen. Solche Entscheidungen lösen zwar oft keine Begeisterung bei den Teilnehmern aus, gehören aber genau so zum 1x1 des Bergsteigens wie eine sorgfältige Führung am Berg. Infolge haben wir uns entschieden, den Gerstel oder eben die Gerstelfluh in Angriff zu nehmen, da dieser/diese jederzeit ein Aussteigen erlaubt.

Von Basel nach Waldenburg dauert es nur eine gute halbe Stunde, so konnten wir dafür ein wenig länger ausschlafen. Mit elf Kindern und sechs Leitern, darunter unser jüngster Leiter, Damian (jung aber bereits sehr kompetent!), machten wir uns auf die Socken.
Nach einem kleineren Anstieg zur Waldenburg, wo wir die Aussicht aber auch die nahenden Wolken geniessen konnten, machten wir uns zum Einstieg des eigentlichen Grates. In guter Stimmung stürzten sich unsere KiBe-ler in ihre Bergsteigerausrüstung, als sich auf unseren Helmen komische Geräusche bemerkbar machten, ein leises Klack, Klack... Waren da etwa schon Kletterer auf dem Grat.... Steinschlag? Nein, dafür war es doch zu leise. Sämtliche Weiss- und Rothelme neigten sich nach hinten um einen freien Blick himmelwärts zu erhaschen, als die ersten Brillenträger ihre Scheibenwischer anstellten, war auch dem letzten Nichtbrillenträger klar, das gibt wahrscheinlich eine kurze Sache.

Nichtsdestotrotz machten sich die sechs Seilschaften auf, den Berg zu bezwingen. Die Musik von oben wuchs zu einem Crescendo an, es prasselte jetzt auf unseren Töpfen, als ob einer den Bolero von Ravel anstimmen wollte. Nur nach wenigen Metern musste die "Expedition" abgebrochen werden. Nachdem der Rat der Alten nach bestem Wissen und Gewissen beraten hatte, wurde entschieden, den Grat zu verlassen und sich auf das ungefährlichere Wandern zu verlegen. Mittlerweile war der Hunger gross, sodass ein gemütliches Pick-Nick am Feuer manch einem KiBe-ler die verpasste Kletterei vergessen liess.

Nach dem Essen wanderten wir Richtung Belchenflue und kamen an mehreren Bunkern und Schützengräben des ersten und zweiten Weltkrieges vorbei, die von unseren Kindern mit kritischem Interesse aber nicht ohne Spass erkundet wurden. Aus Zeitgründen mussten wir kurz vor der Belchenflue Richtung Langenbruck abzweigen, um rechtzeitig noch den Bus nach Waldenburg zu erreichen. Das rechtzeitige nach Hause Kommen war an diesem Sonntag für manche doch von grösserer Bedeutung als das Erreichen der Belchenflue. EM - oder ausgedeutscht, Schweiz gegen Kroatien stand auf dem Programm. Ich bin sicher, wir werden den Tomligrat in einem nächsten Jahr schaffen und vielleicht wird die Schweiz auch einmal die EM als Sieger schaffen!

Giorgio



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